Erstaunlich ist die gut ausgebaute Betonpiste über den Bergrücken. Aber deren Alias-Name „Bundeswehrstraße“ verrät ein wenig von ihrer Geschichte. Der Nutscheid war schon Ende des Zweiten Weltkriegs Militärstandort, von hier wurden V1-Raketen auf Antwerpen abgeschossen. Im Kalten Krieg übernahmen die Amerikaner das Gelände, bauten es als Raketenstellung aus, später dann nutzte es die Bundeswehr. Aber auch das ist Geschichte, heute ist der Ort ein gelungenes Konversionsprojekt militärischer in zivile Strukturen.

Im Norden, oberhalb von Waldbröl, lagen die Kasernen des Standortes, hier befindet sich heute der Naturerlebnispark Panabora mit seinem berühmten Baumwipfelpfad. Etwa sechs Kilometer entfernt nach Südwesten und über die Piste erreichbar (die man hier nicht verlassen darf) liegt das Naturschutzgebiet „Hohes Wäldchen“, mit 378 Metern der höchste Punkt. Bis Anfang der 1990er-Jahre standen hier die Abschussrampen der NATO für die Raketen vom Typ Nike und Hercules. Jahrzehntelang war dieses Gebiet unzugänglich und wird deshalb heute unter Naturfreunden geschätzt wegen seiner typischen Niederwald-Bestände, der seltenen Tiere und Pflanzen sowie zahlreicher Insektenarten.

In der Mitte des Nutscheids liegt der Reiterhof „Fort Ommeroth“. Die Bauten der ehemaligen Kommandozentrale mit einem fast 30 Meter hohen Antennenturm lassen die Militärgeschichte noch deutlich erkennen. Als die Bundeswehr um die Jahrtausendwende den Standort aufgab, kaufte der Forstwirtschaftsmeister Ekkehard Waffenschmidt vom benachbarten „Gut Ommeroth“ das fast 15 Hektar große Gelände. Hangars, Schuppen, Bunker – alles wurde übernommen und umfunktioniert für einen neuen Pferdebetrieb, in den Offiziersbau kam ein Gästehaus.

40 Pferde hat die Ranch hier oben, überwiegend im „Aktivlaufstall“, also im Freien, und bietet neben dem Pferdesport Reitunterricht und Reiterferien, naturnahe Gruppenfreizeiten oder Schulpraktika an. Etwas Besonderes ist das therapeutische Reiten, für das eigens ausgebildete Pferde zur Verfügung stehen. Statt Raketen heute also Pferde und anstelle der Soldaten sind es Reiter*innen und Kinder in diesem großartigen Naturgelände, mit Wäldern und Grün und dem weiten Blick übers Bergische RheinLand.