Die Kapelle am Ortsrand war 1957 von der evangelischen Gemeinde gebaut, lange genutzt, aber dann im Jahre 2013 endwidmet worden. Man hatte alles zwar erst zwei Jahre vorher saniert, Fenster, Heizung, Balkone erneuert, aber wegen der nachlassenden Nachfrage wurde die Kirche dann doch geschlossen. Im Juni 2013 fand der letzte Gottesdienst statt, das liturgisch genutzte Gerät wurden in die Kreuzkirche nach Wiedenest gebracht. Später hat man auch die Glocke aus dem Turm geholt und diesen verkürzt, um wenigstens architektonisch den Eindruck einer Kirche zu minimieren.

Für Ute Hoelscher war und ist der Bau ideal. Im Obergeschoss hat sie mit ihrem Mann die Wohnung eingerichtet, der vormalige Kirchenraum ist noch erkennbar, nur ein Fenster in der Altarwand kam dazu. Im Untergeschoss hat sie ihre Werkstatt, Atelier, auch Räume für ihre Kurse und Workshops. Dazu ein großzügiges Außengelände, Arbeitsplätze im Freien, genügend Platz fürs Material und für die ausgestellte Kunst. Hoelscher ist vor allem Bildhauerin, sie arbeitet mit allen Materialien: Holz und Stein, aber auch Beton oder Bronze, und gestaltet ihre abstrahierten Figuren oft in organischen Formen. Auffallend vor allem die kleinen Metallskulpturen, reduzierte Körper, drapiert auf hohen Holzsockeln wie auf einer Bühne. Sie bietet in ihrer offenen Werkstatt Kurse an, manche ganzjährig, manche als Sommerkurs, dazu Holz- und Steinbildhauer-Workshops.

Fürs Dorf und die Nachbarschaft organisiert sie einmal im Jahr einen „Markt der schönen Dinge“, nicht nur mit ihren eigenen Arbeiten, sondern Künstler*innen und Produzent*innen aus der Region sind dabei. Ganz gleich, ob Malerei oder Schmuck, Papeterie und Keramik, selbst Honig und Schaffelle, alles wird an diesem Tag geboten.

Kapellenstraße 7, 51702 Bergneustadt

http://www.ute-hoelscher.de/ 

Kirchen recycelt

Zahlreiche Kirchen auch im Bergischen RheinLand, ob katholisch oder evangelisch, stehen leer, werden umgebaut oder umgenutzt. Ob Atelier oder Kolumbarium, Wohnung oder Veranstaltungsort, es gibt unzählige Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten.

Bergneustadt-Pernze: Die evangelische Auferstehungskirche aus dem Jahre 1964 mit Glasfenstern des Künstlers Hermann Gottfried wurde 2008 entwidmet. Heute dient sie einem Bestattungsunternehmen als Trauerhaus.

Engelskirchen-Osberghausen: Die katholische St. Marien-Kirche von 1938 wird seit 2016 als „+CulturKirche Oberberg“ genutzt, teilweise auch noch für Gottesdienste. Der Trägerkreis besteht aus verschiedenen kirchlichen Organisationen, der Halle 32 in Gummersbach sowie der Gemeinde Engelskirchen.

Morsbach-Ellingen: In der katholischen Christ König-Kirche aus dem 19. Jahrhundert wurde 2020 die letzte Messe gefeiert. Der Bau wird derzeit samt anliegendem Friedhof von einem Makler angeboten.

Radevormwald-Bergerhof: Die katholische Kirche St. Gangolf, 1970 von dem Kölner Architekten Erwin Schiffer im Stil des Brutalismus gebaut, wurde 2004 profaniert und 2010 verkauft. Der Bau steht unter Denkmalschutz, und bis heute ist unklar, was damit geschieht.

Rösrath-Kleineichen: Die ev. Kreuzkirche, vom Forsbacher Architekten Horst Welsch geplant und 1964 eingeweiht, wurde 2013 umgewidmet und dient heute als Kolumbarium der Gemeinde.

Hennef-Geistingen: Das katholische Kloster der Redemptoristen von 1903 wurde 2006 an einen Investor verkauft und zu 50 Eigentumswohnungen umgebaut. Die dazugehörige Kirche diente erst als Eventhalle, wurde aber 2018 von der evangelischen Brüdergemeinde gekauft und wieder für Gottesdienste genutzt.