1900 in Remscheid geboren, Spross einer Industriellenfamilie, behütet aufgewachsen, bricht er die Lehre in der väterlichen Fabrik ab, besucht eine Kunstschule und hat bald Kontakt zu rheinischen Künstlerkreisen, vor allem den „Kölner Progressiven“. Künstler wie Hoerle und Seiwert, Räderscheidt oder Marta Hagemann verstanden sich als politische Künstler, die mit ihren Mitteln in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen eingreifen wollten. Ob es um Fabrik oder Straße, Reichtum oder Armut, Militär oder Kirche ging, es waren ihre Themen und sie verstanden ihre Kunst als Beitrag zum Klassenkampf.

Arntz entwickelte hier einen figurativen Konstruktivismus, reduzierte die Menschen auf geometrische Grundformen und stellte sie nicht als Individuen dar, sondern als Typen in ihren sozialen Rollen, als Arbeiter oder Arbeitsloser, als Fabrikant oder Soldat. Er arbeitete überwiegend schwarz-weiß, vor allem mit Holz- und Linolschnitt, um die Arbeiten günstig zu produzieren, auch um sie für die Agitation, in Flugblättern, Zeitungen oder auf Plakaten direkt zu nutzen. Sein Freund Franz Seiwert: „Er schneidet das alles mit einem in Deutschland ungewohnten Mangel an Sentimentalität. Einfach, Tatsache, so ist es! Dabei in der Form vereinfacht zum Symbol.“

Fabrik oder Straße, Reichtum und Armut, Militär oder Kirche – Kunst als Beitrag zum Klassenkampf.

1929 ging er nach Wien und arbeitete dort mit dem Soziologen Otto Neurath am Wiener Wirtschaftsmuseum zusammen. Sie publizierten unter anderem das grandiose Elementarwerk „Gesellschaft und Wirtschaft“, eine Art Bildatlas in einer völlig neuen Weise von soziologischer Geografie. 1934 mussten sie in die Niederlande emigrieren. Hier wurde Arntz Chef der Stiftung für Statistik, konnte sich 1944 in Paris der Resistance anschließen und arbeitete schließlich wieder in Den Haag, in den 1960er-Jahren als Bildstatistiker für die UNESCO.

Arntz’ Leistung ist Aufklärung durch Bildsprache. Seine Bilder sind Angebote über sprachliche, kulturelle, religiöse Schranken hinweg; sie vereinfachen, ohne simpel zu sein, zeigen, was keiner Worte bedarf. Und auch wenn er nicht als Urheber oder Gestalter der heute massenhaften Piktogramme oder Emojis bekannt ist, er hat dafür die Vorlagen geschaffen.

Trasse des Werkzeugs

Im Rahmen der REGIONALE 2006 wurde in Remscheid die „Trasse des Werkzeugs“ angelegt, ein etwa vier km langer Fuß- und Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse. In grafischen Markierungen auf dem Asphalt und auf rostigen Eisentafeln wird von der stadtprägenden Werkzeugindustrie erzählt, von Unternehmen und Produkten. Entlang der Strecke zeigen einige Wände großformatige Bilder und Figuren von Gerd Arntz.