„Zum Weissen Pferdchen“ in Hohkeppel – ein Ortsteil von Lindlar – war eine solche Fuhrmannsherberge, seit dem frühen 17. Jahrhundert ist sie bezeugt. Verkehrstechnisch hat sie eine gute Lage auf einem langgestreckten Höhenrücken, daher auch der Name des Ortes: „Hohkeppel“. Damals führten die Straßen meist über die Berge, bis im 19. Jahrhundert die Preußen die Täler mit neuen Strecken erschlossen.
In Hohkeppel verlief die „Heidenstraße“, eine wichtige Handelsverbindung über rund 500 Kilometer von Leipzig über Kassel nach Köln, vorbei an Meinerzhagen, Marienheide und eben Hohkeppel. Bekannt war sie auch als Straße der Jakobuspilger, die hier auf dem Weg ins ferne Santiago di Compostela Rast machten.
Heute ist „Zum Weissen Pferdchen“ ein quicklebendiger Bürgertreff, mit einem kleinen Saal plus Küche und daneben der alte Schankraum. Hier treffen sich die umliegenden Vereine, der Chor oder die Skatrunde, es wird gefeiert und getagt, bisweilen finden hier auch Sitzungen der Gemeinde statt. Ein weiteres Angebot im Portfolio ist das stattliche Hochzeitszimmer mit einem temporären Standesbeamten und immerhin rund 50 Trauungen pro Jahr. Das Obergeschoss ist ausgebaut zu einer Pilgerherberge. Elf Betten in drei Zimmern, mit Bad, Frühstücksraum und Küche, und das Ganze komplett – inklusive Bettwäsche – für derzeit 280 Euro. Gepachtet hat das ganze Haus der Heimatverein, der bei nicht einmal 600 Einwohnern in Hohkeppel stolze 485 Mitglieder hat – ein paar wohl auch von auswärts. Das Haus gehört der Gemeinde Lindlar, aber der Verein hat die aufwendigen Restaurierungen betrieben, 2009 und 2013, unterstützt unter anderem durch das EU-Förderprogramm LEADER, und mit stolzen 170.000 Euro Eigenmitteln.
Nicht nur Beiträge und Spenden haben zu dieser Summe beigetragen, sondern auch die Gewinne aus Festen und Veranstaltungen. Man ist kreativ. Grillhütte und Kiosk gibt es ebenso wie einen Bouleplatz nebenan. Beliebt sind die jährliche Pfingstkirmes, das Erntedankfest und der Adventsbasar.
Der Hit ist das Kinderkarussell. Das hatte der Verein bisher gemietet, aber jetzt gekauft und kann es in Betrieb setzen, wann immer man will. Ein Dorfverein mit eigenem Karussell. Chapeau.
Mehr Informationen: Historische Herberge „Weissen Pferdchen“ – in Lindlar-Hohkeppel (Bergisches Land)
Der Liederweg
Vor dem „Weissen Pferdchen“ startet ein „Liederweg“ des Heimatvereins, über rund vier Kilometer vorbei an zwölf Stationen. Über einen QR-Code werden Text und Musik ein- und vorgespielt. Vom „Brunnen vor dem Tore“ über die „Mühle am rauschenden Bach“ bis zum „Gelben Wagen“ singt man sich vorbei an einer Mariengrotte und Zwergenhöhle bis zur Schönen Aussicht. Zur Erfrischung bei dieser Runde: ein Wassertretbecken nach Pfarrer Kneipp.