Nach dem Winter wurde das Schmelzwasser in schmalen Furchen über die Wiesen geleitet, um mit den im Wasser gelösten Nährstoffen und Mineralien den Boden anzureichern und den Grasertrag zu steigern. Die Biologische Station Oberberg hat vor einigen Jahren im Strombachtal bei Gummersbach eine solche traditionelle Wiesenbewässerung wieder angelegt, die von dem Diplom-Landwirt Hermann Platzen noch reguliert wird. Die Wässerwiesen gab es vor dem Einsatz von Kunstdünger überall in den wasserreichen Tälern der Mittelgebirge. Und hier waren es vor allem Genossenschaften, die die gerechte Verteilung des Wassers organisierten. Oft waren es kleine Schläge, im Siegerland etwa bewirtschaftet von Bergarbeitern im Nebenerwerb. So ist es auch kein Zufall, dass 1853 in Siegen eine erste „Wiesenbauschule“ gegründet wurde, von den Preußen gefördert, die die Technik der Wiesenverbesserung verbreiten sollte, später spezialisiert auf moderne Wasserwirtschaft, danach Ingenieurschule und heute die Universität Siegen.