Der „Niederwald“ ist ein klassischer Teil der Kulturlandschaft des Bergischen RheinLands. Hier wachsen die Triebe der Laubbäume aus dem Wurzelstock, werden also nicht wie beim Hochwald neu in den Boden gesetzt, und wachsen dann in etwa 30 Jahren zu mittelstarken Stämmen heran. Jedes Jahr gibt die Waldnachbarschaft etwa 1,5 Hektar zum Abholzen frei – so erreicht man nach durchschnittlich 30 Jahren wieder denselben Bestand.
Früher diente der Niederwald vor allem für Streu und Reisig und auch als Brennholz für die Köhler. Das Wichtigste aber war die Lohe, die Rinde junger Eichen, die Gerbstoffe enthält, die zum Gerben von Tierhäuten gebraucht wurden, um sie haltbar zu machen und als Leder zu verarbeiten. Mit den zahlreichen Gerbereien und lederverarbeitenden Betrieben liegt der Schwerpunkt des Ledergewerbes vor allem in Waldbröl, das als „Klein-Offenbach“ galt.
Obwohl nur noch das Brennholz geblieben ist, funktioniert die Waldnachbarschaft bis in die Gegenwart. In der Regel haben die Mitglieder ihren Anteil geerbt, den sie gemeinsam bewirtschaften. Damit niemand einen besseren oder schlechteren Teil erhält, werden die Teile zur Bewirtschaftung jedes Jahr nach alter Tradition neu ausgelost.
Heute spielt die Ökologie eine größere Rolle als die Ökonomie: Artenvielfalt und Naturschutz, der Wasserhaushalt der Bäume, seltene Vogel- und Insektenarten. Überdies hat die Genossenschaft, seit Ende der 1970er-Jahre eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, das Jagdrecht, das sie gemeinsam mit anderen verpachten kann.
Die gemeinsame Nutzung des Waldes, früher auch der Wiesenbewässerung im Bergischen, ist eine klassische Form der Allmende, in Mitteleuropa seit dem hohen Mittelalter als kollektive Besitz- und Wirtschaftsform verbreitet, bis sie vom Privatbesitz verdrängt wurde. Und sie ist neuerdings wieder aktuell.
Ob Weltraum, Meeresboden, Polarnutzung oder Wikipedia – an vielen Stellen wird Allmende realisiert oder gedacht und von Teilen der Wirtschaftswissenschaft, wie etwa der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, als eine mögliche Ökonomie der Zukunft erforscht.
„Bauernwerk im Rheinland“
Der Landschaftsverband drehte im Rahmen der Serie „Bauernwerk im Rheinland“ 1976 zwei Filme mit der Waldnachbarschaft Bladersbach: „Winterarbeiten im Lohwald“ und „Nutzung des Gemeinschaftswaldes im Frühjahr“. Beide zu finden auf YouTube.
Infopavillon
Im nahen Naturpark Sauerland-Rothaargebirge wurde kürzlich ein Infopavillon eröffnet, der die typische Waldbewirtschaftung in einem Siegerländer „Hauberg“ zeigt.
Fellinghausener Straße, am Ende des Adolf-Sänger-Wegs, 57258 Freudenberg-Fellinghausen; Mai bis September, sonntags 14.00 – 17.00 Uhr