Mit dem Kunstwerk „ECHO“ an der Aggertalsperre macht das international renommierte Künstlerkollektiv Boa Mistura aus Madrid sichtbar, was sonst oft übersehen wird: die Bedeutung unserer natürlichen Ressourcen. Die Installation ist 137 Meter breit, 6,50 Meter hoch und bringt das Zukunftsthema „Alles Ressource!“ der REGIONALE 2025 auf den Punkt. Im Interview sprechen die Künstler über Idee, Wirkung und ihre Faszination für das Bergische RheinLand.

Wasser ist die Urquelle allen Lebens – ohne Wasser kann keine Kreatur auf der Erde überleben.

Was hat Sie an der Staumauer der Aggertalsperre fasziniert und warum erschien Ihnen gerade dieser Ort ideal für die Umsetzung von „ECHO“?

Als wir die REGIONALE kennenlernten, war uns schnell klar, dass wir ein Werk schaffen wollen, das stark und weit in den Raum wirkt. Dafür mussten wir das Bergische RheinLand erst einmal erkunden. Also besuchten wir Städte, Dörfer, Wälder, Wege, Hügel, Täler und Talsperren – auf der Suche nach einem Ort, der nicht nur mit der Landschaft in Beziehung steht, sondern auch das Wesen des Bergischen RheinLands widerspiegelt. So stießen wir –ungeplant – auf die Aggertalsperre. Sie faszinierte uns sofort. Sie vereint mehrere entscheidende Aspekte: eine hohe Sichtbarkeit und eine unmittelbare Beziehung zur Ressource Wasser sowie zur umgebenden Natur. Diese außergewöhnliche Landschaft ist ein idealer Ort, um über natürliche Ressourcen und unseren nachhaltigen Umgang damit nachzudenken.

Das Wort „ECHO“ wird erst durch die Spiegelung im Wasser vervollständigt. Hat das Wasser eine besondere Bedeutung für Sie und welche Rolle spielt es bei dieser Installation?

Wasser ist die Urquelle allen Lebens – ohne Wasser kann keine Kreatur auf der Erde überleben. Während unseres Aufenthalts haben wir erfahren, wie zentral das Wasser im Bergischen RheinLand ist – für die Industrie ebenso wie für die Bevölkerung. Deshalb war es uns wichtig, unser Werk direkt mit einem Wasserreservoir zu verbinden. Wir wollten gewissermaßen „das Wasser bemalen“ – durch ein Spiegelbild auf der Mauer. „ECHO“ ermöglicht uns, mit Realität und Reflexion zu arbeiten – eine bildliche Darstellung der Dualität von Aktion und Reaktion, die im Begriff des Echos steckt.

Mit „ECHO“ haben Sie erstmals ein Projekt an einer Staumauer realisiert. Was bedeutet Ihnen das Projekt und wie unterscheidet sich dieses Werk von Ihren anderen Arbeiten?

Unsere bisherigen Arbeiten zeichnen sich oft durch leuchtende Farben, starke Kontraste und hohe Sättigung aus, fast alle in urbanen Räumen. Bei „ECHO“ war das völlig anders: Die Umgebung selbst – die Natur und die Talsperre – hatte bereits eine so starke Ausdruckskraft, dass ein schlichtes weißes Wort genügte, um eine klare, prägnante Botschaft zu vermitteln. Mehr war nicht nötig. Der eigentliche künstlerische Akt bestand darin, das Wasser durch seine Reflexion in das Werk einzubeziehen und so über Realität, Handlungen und deren langfristige Konsequenzen nachzudenken.

Welche Herausforderungen hat das Projekt in technischer, organisatorischer oder gestalterischer Hinsicht mit sich gebracht und wie haben Sie diese gemeistert?

Die größte Herausforderung war das Material: Es musste auf der Mauer haften, gleichzeitig aber reversibel sein – schließlich handelt es sich um ein temporäres Projekt. Eine weitere Schwierigkeit war der Wasserstand, der ständig schwankt. Die Buchstaben mussten an die jeweilige Höhe der Mauer angepasst werden.

Bei der Analyse der Wasserstände stellten wir fest, dass sich die horizontale Linie über mehrere Meter verschieben kann. Daraus ergab sich die exakte Position der Buchstaben – damit sie weder dauerhaft unter Wasser liegen noch zu lange durch Lücken unterbrochen sind. Wir entwickelten viele Varianten, berechneten verschiedene Szenarien und planten schließlich die Umsetzung für den Sommer 2025. Nachdem das Projekt genehmigt war und die richtige Größe feststand, verbrachten wir fünf Wochen mit der Installation. Dabei arbeiteten wir in einem beweglichen Arbeitskorb – über dem Wasser schwebend.

Bei „ECHO“ ist die eine Hälfte des Wortes real, die andere erscheint erst durch die Spiegelung im Element Wasser, dem Fundament unserer Existenz.

„ECHO“ hat sowohl eine inhaltliche als auch eine symbolische Bedeutung. Was genau steckt für Sie dahinter und wie fügt sich das Werk in die Umgebung ein?

Ein Echo ist mehr als nur ein zurückgeworfener Schall. Es steht sinnbildlich für die Folgen unseres Handelns: Je verschwenderischer wir mit Ressourcen umgehen, desto größer werden die Belastungen für kommende Generationen. Aus unserer Sicht braucht es eine ruhigere, reflektierte Stimme – eine Haltung, die freundlich mit der Umwelt umgeht, wenn wir weiterhin gesund auf dieser Erde leben wollen.

Bei „ECHO“ ist die eine Hälfte des Wortes real, die andere erscheint erst durch die Spiegelung im Element Wasser, dem Fundament unserer Existenz. Wenn in Trockenzeiten der Wasserstand sinkt, wird das Wort unleserlich. Bei steigendem Wasserpegel hingegen verschwindet es unter der Wasseroberfläche. „ECHO“ ist ein sensibles Kunstwerk, das von einer einzigen kraftvollen horizontalen Linie lebt. Diese Linie macht sichtbar, wie wichtig Balance ist, um die Botschaft klar zu lesen: Was wir heute tun, wird zu uns zurückkehren. Immer.

Mehr Informationen zu Echo: ECHO / Regionale 2025